Völklingen, eine Stadt im Saarland, schon beinahe in Frankreich gelegen, ist nicht unbedingt schön. Nein, dieses Attribut kann man der Stadt wirklich nicht geben. Dennoch gibt es einen Grund mal nach Völklingen zu fahren. Die stillgelegte Völklinger Hütte, eine der deutschen Weltkulturerbestätten. Hier wurde von 1873 bis 1986 Stahl produziert. Nach der Stillegung wurde das Gelände zum Industriedenkmal erklärt und bekam 1994 den Status als UNESCO Weltkulturerbe, übrigens als erstes Industriedenkmal überhaupt.
Die Völklinger Hütte befindet sich unmittelbar hinter dem Völklinger Bahnhof, ist also auch für Bahnreisende sehr gut erreichbar. Wer mit dem Auto anreist, findet einen großen kostenlosen Parkplatz vor. Eines gleich vorab: für gehbehinderte Menschen ist die Völklinger Hütte als Besuchsziel eher ungeeignet, denn große Teile der Hochofenanlage sind nur über Treppen erreichbar. Es ist und bleibt halt eine Industrieanlage und kein Wellnesstempel. Das führt auch dazu, daß es anzuraten ist sich kleidungstechnisch entsprechend anzupassen. Wetterfeste Kleidung und bei den Frauen möglichst keine Absatzschuhe sind zu empfehlen.
Am Eingang steht eine große Tafel, wo der Rundweg durch die Anlage eingezeichnet ist, der einen durch die komplette Hütte führt. Wer dem Rundweg folgt, gelangt praktisch in alle öffentlich zugänglichen Bereiche der Anlage. Einige Bereiche sind abgesperrt, dennoch wird es hier weder langweilig noch ist man mit der Besichtigung ruckzuck fertig. Wer also nur wenig Zeit hat, sollte sich den Besuch für ein anderes Mal aufheben, denn mit weniger als drei Stunden Zeit braucht man erst gar nicht reinzugehen. Je nachdem wie groß das persönliche Interesse an alten Industrieanlagen ist, kann man hier problemlos einen ganzen Tag verbringen und wird immer wieder neues entdecken. Es ist schon beeindruckend, sich derartige Industrieanlagen anzuschauen und wenn man sich dann mal fragt wie die Ingenieure es schafften so etwas komplexes zu entwerfen und zu bauen, dann bekommt man Respekt vor der Leistung der Menschen damals, ebenfalls vor der Leistung der Arbeiter in dieser Hütte.
Der Rundgang beginnt in der Sinteranlage und führt von dort in die Erzhalle und weiter in die Möllerhalle. Schon auf diesem Abschnitt ist man von der gewaltigen Anlage absolut überwältigt, insbesondere wer solche Industrieanlagen bisher noch nie aus nächster Nähe gesehen hat. Der beeindruckendste und treppenreichste Teil, kommt aber noch: die Hochofenanlage. Hier geht es außen an den Hochöfen nach oben, aber erst muß man sich noch einen Schutzhelm aufsetzen. Da achten die Museumsmitarbeiter ganz pingelig drauf. Und dann geht es eine Treppe nach der nächsten rauf, unterwegs kann man immer mal wieder einen Blick nach unten werfen, bevor man dann ganz oben auf der Brücke zwischen den einzelnen Hochöfen steht. Wer hier arbeiten musste, war Wind und Wetter ausgesetzt.
Wenn man dann irgendwann wieder unten ist, wirds paradiesisch, denn „Paradies“ wird der nächste Abschnitt genannt, in dem sich die Natur Stück für Stück ihr Terrain zurückerobert. Hier stehen herrlich bequeme Holzbänke und laden zum Verweilen ein, während man auf die Ruinen der alten Kokerei blickt, wo der Koks für die Hochöfen hergestellt wurde. Eine ideale Gelegenheit um zu verschnaufen, vielleicht auch mal ein kleines Picknick zu machen und dabei mal etwas abzuschalten.
Hier draußen finden sich auch ein paar Kunstinstallationen und auch sonst lässt es sich hier herrlich aushalten, denn hier kann man den Verfall der alten Gebäude, die seit knapp 30 Jahren ungenutzt verrotten, verfallen.
Wenn man irgendwann wieder vorne bei den Hochöfen ist, kann man auch seinen Schutzhelm wieder abgeben. Hier besteht auch die Möglichkeit sich zu stärken. Ein Getränke- und Imbissautomat ist hier vorhanden, auch gibt es ein paar Tische und Bänke, alles im Freien. Von dort aus geht es dann in der Außenanlage weiter zum Ferrodrom, das erst seit 2004 existiert. Das Ferrodrom ist ein Science Center, in dem man viel Wissenswertes über die Stahlherstellung erfährt, zum Beispiel auch anhand von Filmen. Das ganze ist recht stylisch aufgebaut und teilweise kommt man sich vor wie im Raumschiff Enterprise. Für Kinder gibt es hier auch einen Spielbereich, wobei sich die Kids wohl auch auf dem zurückliegenden Abschnitt sicher nicht gelangweilt hätten. Danach gehts auch schon langsam wieder Richtung Besucherzentrum zurück, wobei man über eine Brücke auch noch in den gegenüberliegenden Teil kommt, wo sich eine Maschinenhalle befindet. Da drinenn gibt es immer wieder Sonderausstellungen, zum Zeitpunkt des Besuches eine über das alte Ägypten.
Fazit: absolut besuchenswert, aber man sollte sehr viel Zeit einplanen. Da vieles im Freien liegt, ist ein Besuch bei Regenwetter eher nicht zu empfehlen.
Eintrittspreise Weltkulturerbe Völklinger Hütte:
Normal: 15,00 €
Kinder, Jugendliche bis 18 Jahre sowie Schüler und Studenten mit Ausweis bis 27 Jahren: Eintritt frei
Dienstag-Nachmittag-Special ab 15.00 Uhr: Eintritt frei
Jahreskarte: 32,00 €
Öffnungszeiten Weltkulturerbe Völklinger Hütte:
bis 9. November 2014: täglich von 10 bis 19 Uhr
Vom 10. November 2014 bis 28. März 2015: täglich von 10 bis 18 Uhr, außer 24., 25. und 31. Dezember