Wenn man per Auto oder Bahn durch Tangerhütte fährt, hat man nicht das unbedingte Bedürfnis anhalten zu müssen und schon gar nicht kommt man auf die Idee, etwas verpassen zu können.
Doch weit gefehlt: alleine zwei Schlösser hat Tangerhütte zu bieten, beide nur wenige hundert Meter voneinander entfernt im Stadtpark. Und das ist längst nicht alles, doch immer schön der Reihe nach.
Der Stadtpark in Tangerhütte entstand in Form eines englischen Landschaftsgarten durch die Industrieellenfamilie Wagenführ von Arnim. Die besaßen ein Eisenhütten- und Gußwerk in Tangerhütte und daraus resultierend auch das nötige Kleingeld um so einen Park anzulegen.
Gleichzeitig wurde der Park auch teilweise als Ausstellungsfläche für die eigenen Erzeugnisse genutzt, um die in ansprechender Umgebung potentiellen Kunden präsentieren zu können.
Wie es sich für einen englischen Landschaftspark gehört, gibt es auch hier mehrere Sichtachsen. Die eine oder andere bräuchte vielleicht mal wieder einen Freischnitt, aber auch jetzt lassen sich selbige gut erkennen. Auf über 5 Kilometer Wegen kann man den Stadtpark erkunden und wird dort sehr viel interessantes zu sehen bekommen.
Das Alte Schloss
1873/74 ließ die Familie Wagenführ von Arnim ein repräsentatives Gebäude im Stil eines Schlosses erbauen, nicht weit von ihrer Fabrik entfernt. Damals entstand auch der zugehörige Park. Das Gebäude wurde vom Firmengründer als Wohnhaus genutzt. Erst 1945, als die amerikanischen Truppen sich wieder aus Tangerhütte zurückzogen, verließ auch die Familie Tangerhütte. Das Gebäude wurde später als Poliklinik genutzt. Seit der Wende steht es leer, hat mehrmals den Besitzer gewechselt und aktuell sucht es schon wieder einen Besitzer. Das Gebäude kann leider nur von außen besichtigt werden. Lediglich durch die verschlossene Eingangstür an der Seite kann man einen kleinen Blick ins Innere werfen.
Die Seeterrasse
Weiter geht es hinter dem Schloss entlang und dann leicht nach rechts. Linkerhand sieht man dann einen großen Teich, mit einer vorgelagerten Terrasse, deren Säulen durchaus an antike Bauwerk aus dem alten Rom oder Griechenland erinnern. Von hier aus hat man auch einen schönen Überblick über große Teile des Schlossparks.
Der Pavillon
Geht man den Weg weiter, gelangt man zu einem gußeisernen Pavillon. Der ist schon weit gereist, hatten ihn die Eisenwerke Tangerhütte doch 1889 auf der Weltausstellung in Paris, als Zeichen was sie so alles präsentieren können. Nach der Wende wurde der Pavillon in Lauchhammer saniert und heutzutage ist er ein beliebter Treffpunkt und ab und finden unter seinem Dach auch Konzerte statt.
Der Wasserfall
Biegt man links ab, in Richtung auf das Neue Schloss zu, so erblickt man etwas weiter auf der linken Seite dann einen Felsen. Der ist künstlich angelegt worden und stellt durchaus eine Attraktion dar. Denn ein ebenso künstlicher Wasserfall gehört dazu, der aber nicht ständig sprudelt. Wer den in Aktion erleben möchte, der sollte z.B. drauf achten wann das Bürgercafé geöffnet hat (siehe unten), wo dann auch kostenlose Parkführungen angeboten werden. Auch bei größeren Veranstaltungen im Park wird der Wasserfall betrieben.
Das Neue Schloss
Der Weg führt weiter direkt auf das Neue Schloss zu, dessen schmale Seitenansicht zu sehen ist. Das Gebäude wurde 1908 – 1911 als Hochzeitsgeschenk erbaut und ebenfalls bis 1945 bewohnt. Es gehört inzwischen der Stadt Tangerhütte, die es auch so gut wie möglich pflegt. Die Räume können an bestimmten Tagen besichtigt werden und auch für standesamtliche Trauungen oder größere Feiern kann das Schloss gemietet werden.
Seit 2015 findet zudem an jedem ersten Wochenende im Monat im Neuen Schloss das Bürgercafé statt. Regionale Vereine, engagierte Einzelbürger usw. können hier dann das Café betreiben. Die Einnahmen gehen zugunsten des Unterhalts des Schlosses. Die Preise sind übrigens mehr als fair (Kaffee = 1 €, Kuchen = 1 €, Torte = 1,50 €) und das alleine sollte schon der Grund sein sich eines dieser Wochenenden für einen Besuch auszusuchen und so nicht nur viel zu sehen, sondern auch noch eine leckere Kaffeepause zu machen und damit noch etwas Gutes zu tun.
Das Mausoleum
Hinter dem Neuen Schloss, etwas versteckt, befindet sich das Mausoleum der Familie Wagenführ von Arnim. Hier waren früher die Särge im Untergeschoss aufgebahrt. Das Gebäude steht heute leer und an einem Nutzungskonzept fehlt es aktuell. Während der kostenlosen Parkführung kann man sich das Mausoleum auch von innen ansehen und sollte das auch tunlichst machen, denn das äußerlich eindrucksvolle und gut gepflegte Gebäude, hat innen stark mit Salpeterbefall zu kämpfen.
Der Besuch im Stadtpark Tangerhütte mit all seinen Gebäuden macht wirklich Spaß und man sollte hier durchaus zwei Stunden oder etwas länger einplanen. Alleine die Parkführung dauert ca. eine Stunde. Möglichkeiten das Auto zu parken gibt es um den Park herum auch mehrere. Reist man per Bahn an, sollte man ca. 10 Minuten Fußweg einplanen.