Wer den Begriff Spreewald hört, der denkt sofort an die Kähne, mit den man dort rumschippern kann. Und ja, die Kähne sind für viele Spreewaldtouristen, aber auch für ein Einheimische, ein immer noch sehr beliebtes und teilweise auch wichtiges Fortbewegungsmittel.
Alleine vom Großen Spreewaldhafen in Lübbenau aus starten rund 400.000 Besucher jährlich mit einem Spreewaldkahn zu einer Entdeckungsreise durch die Region, wie mir Steffen Franke, Geschäftsführer des Großen Hafens, verriet. Dazu kommen noch die zahlreichen kleinen Landungsstellen (Häfen) in Lübbenau und den anderen Orten der Region.
In der Hochzeit in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts kamen aber jährlich ungefähr doppelt so viele Besucher in den Spreewald. Trotzdem sind langsam wieder Steigerungen der Besucherzahlen zu verzeichnen.
Von Lübbenau aus gibt es diverse Touren per Kahn durch den Spreewald. Zwischen zwei und neun Stunden dauern diese und schlagen pro Person mit Preisen zwischen 10 und 25 Euro zu Buche. Ein preiswertes Vergnügen für jung und alt. Und ja, auch wenn das Durchschnittsalter der Besucher aktuell bei 53 Jahren liegt, auch viele jüngere Besucher nutzen die Möglichkeit sich mit einem Spreewaldkahn durch die Gegend staken zu lassen.
Die Kähne sind offen, doch haben die meisten Kähne schnell montierbare Dächer dabei, falls eine Regenwolke naht. Alle Kähne sind auch mit Tischen ausgestattet und beim Kahnführer bekommt man Getränke zu kleinen Preisen.
Hat man wenig Zeit mitgebracht, was eigentlich schade wäre, dann sollte man zumindest eine kurze Kahnfahrt nach Lehde und zurück machen. Doch ich empfehle allen ruhig mal eine lange Tagesfahrt auf einem Spreewaldkahn zu machen, denn da sieht man dann das meiste und erfährt vom Kahnführer auch sehr viel Wissenswertes über die Region und ihre Menschen.
Man sitzt gemütlich auf dem Kahn, lässt sich durch die Gegend schippern, trinkt was, stärkt sich zwischendurch in einem der Gasthäuser entlang der Strecke und sieht dabei eine Menge und kann wenn man möchte auch noch viele schöne Fotos machen.
Per Kanu durch den Spreewald
Aber auch für Aktivurlauber ist es möglich vom Wasser aus den Spreewald zu erkunden. In den Orten gibt es überall Vermietstationen für Paddelboote und Kanus für 1-4 Personen. Auch zahlreiche Pensionen und Vermieter von Ferienwohnungen und Gästezimmern bieten ihren Gästen die Möglichkeit direkt bei ihnen ein Kanu auszuleihen.
Ich selbst bekam von der Bootsvermietung Richter in Lübbenau ein Kanu zur Verfügung gestellt und ging so selbst auf Entdeckungsreise. Die Mitarbeiter der Bootsvermietung beraten auch gerne bei der Zusammenstellung der Routen und so bekam ich eine entsprechende Karte überreicht, wo man mir eine nach meinen Wünschen zusammengestellte Route eingezeichnet hatte. Damit ging ich dann auf große Fahrt durch den Spreewald.
Wer noch nie in so einem Kanu saß, keine Angst. Für mich war es auch das erste Mal und ich bin nicht gekentert. Das war schon mal sehr viel wert für mich. Es gab sicher eine Menge anderer, die auch unterwegs waren und das bedeutend schneller, aber das hat mich nicht gestört.
An den Abzweigungen entlang der Fließe und Kanäle sollte man immer nach Bäumen Ausschau halten, die sich direkt an der Abzweigung befinden. Jedes Fließ und jeder Kanal hat nämlich einen eigenen Namen, so wie woanders die Straßen. So muß man nur schauen welche Route man nehmen möchte und dann kann man sich auch nicht verfahren. Auch hier war es teilweise wie auf den Wanderwegen. Manchmal war ich 15-20 Minuten lang alleine unterwegs, eh ich mal wie der ein anderes Kanu oder einen Spreewaldkahn traf. An einigen Stellen dagegen war richtig viel Betrieb.
Schleusen in Selbstbedienung
Unterwegs trifft man auch auf einige Schleusen und Wehre. Die Schleusen sind allesamt Selbstbedienungsschleusen. Da muß man also selbst Hand anlegen, um sie zu nutzen. Keine Angst, das ist nicht kompliziert und in vielen Fällen auch nicht nötig, denn gerade an den Wochenenden und zu den Ferienzeiten, werden die Schleusen gerne von ortsansässigen Kindern und Jugendlichen betreut. Die öffnen und schließen die Schleusentore, sagen häufig noch ein nettes Sprüchlein auf und freuen sich, wenn man ihnen ein wenig Kleingeld dafür gibt. Also bitte möglichst etwas Kleingeld griffbereit haben, wenn man mit seinem Boot unterwegs ist.
Einige Fließe sind für den Bootsverkehr gesperrt. In den Karten sind diese Sperrungen auch entsprechend markiert und man sollte sich auch gefälligst dran halten. Dran halten sollte man sich auch an das Verbot irgendwelche Blumen und Blätter zu pflücken. Die Natur ist hier noch in weiten Teilen sich selbst überlassen und das soll auch so bleiben. Es gibt im Spreewald noch einige Bereiche, wo sich noch kein Mensch hin verirrt hat. Dort sind Pflanzen und Tiere noch vollkommen sich selbst überlassen.
Knurrt einem unterwegs der Magen, so gibt es in den angrenzenden Orten zahlreiche Gaststätte, wo man mit seinem Kanu direkt ranfahren kann. In den meisten Fällen wird man gebeten sein Kanu an Land zu ziehen und zu befestigen, da die Anlegestellen für die großen Spreewaldkähne gedacht sind. Bitte sich daran zu halten. Wenn man Pech hat, hat gerade kurz vorher ein Spreewaldkahn angelegt (oder auch mehrere) und dann kann es ggf. etwas länger mit der Bestellung dauern, aber Zeit sollte man im Allgemeinen mitbringen wenn man im Spreewald unterwegs ist und nicht in Hektik verfallen. Bei mir war es ähnlich, doch bekam ich mein Essen im Spreewaldhotel Leipe dennoch sehr schnell und sogar noch vor denen Kahngästen, die kurz vor mir bestellt hatten.
Die Preise für ein Kanu sind auch recht günstig und natürlich auch abhängig von der Größe und der Mietdauer. Man liegt so zwischen 10 und 30 Euro. Das ist bezahlbar und absolut fair. Viele, die einmal selbst per Kanu unterwegs waren, kommen danach aber auch noch auf den Geschmack, per Spreewaldkahn den Spreewald zu entdecken, berichtete mir Spreewaldhafen-Geschäftsführer Steffen Franke.
Somit stehen Bootsverleiher und Kahnfahrtenanbieter nur teilweise in direkter Konkurrenz zueinander.
Mir persönlich hat die Tour mit dem Paddelboot richtig viel Spaß gemacht. Da das Wasser in den Fließen und Kanälen sich sehr langsam fortbewegt (Durchfluß ca. 15 qm je Sekunde), ist es auch für Anfänger wie mich recht einfach damit klar zu kommen. Auf schnell fließenden Gewässern würde dies sicher etwas anders aussehen.
Da auf den Wasserläufen im Spreewald keine Motorboote o.ä. zugelassen sind, hat man hier auch keine plötzlich auftretenden großartigen Wasserbewegungen zu erwarten. Trotzdem ich den ganzen Tag unterwegs war mit dem Paddelboot, hatte ich keinerlei Muskelkater am anderen Tag. Also ruhig mal rantrauen und es ausprobieren.
Fazit: Es lohnt sich den Spreewald vom Wasser aus zu erkunden. Dabei kann man viel entdecken. Ob man sich mit einem originalen Spreewaldkahn entlangstaken lässt oder mit einem Kanu sich selbst fortbewegt, das bleibt jedem selbst überlassen. Im Zweifelsfall probiert man beides aus.
Hinweis: Ich war auf Einladung von Tourismus Marketing Brandenburg zu Gast im Spreewald, die diese Reise für organisiert und auch bezahlt haben. Dennoch stellt die hier veröffentlichte Meinung meine eigene dar und ist davon nicht beeinflusst worden.