Wer auf der A2 zwischen Berlin und Magdeburg unterwegs ist, der hat sicher schon einmal die braunen Hinweisschilder auf die Bischofsresidenz Burg Ziesar, nahe der Autobahnabfahrt Wiesenburg/Ziesar gesehen. Aber wer war wirklich schon einmal dort?
Die nur rund zwei Kilometer von der Abfahrt entfernte Burg Ziesar ist es wert einmal die Autobahn zu verlassen und in das Mittelalter einzutauchen und dabei die Zeit zu vergessen.
Mitte des 10. Jahrhunderts wurde die Burg erstmalig erwähnt, der Umbau zur bischöflichen Residenz begann allerdings erst sehr viel später, nämlich im 14. Jahrhundert.
In ihrer Geschichte hatte die Burg verschiedene Eigentümer und Nutzer, lediglich die seit dem 14. Jahrhundert bestehende Kapelle wird seit ihrem Bestehen durchgängig von der katholischen Kirche genutzt und gibt in der Region heute eine der wenigen bestehenden katholischen Kirchengemeinde eine Heimstatt.
Zeitweilig diente die Burg nach dem 2. Weltkrieg als Zufluchtsort für Flüchtlinge, danach bis 1993 als Schulinternat. Der Umbau zum Museum wurde zwischen 2001 und 2005 ausgeführt. Seitdem besteht die Möglichkeit die Burganlage zu besichtigen.
Die Burganlage befindet sich am Ortsrand von Ziesar (den Ort spricht man übrigens Zi-e-sar aus). Auf dem Gelände der Burg befindet sich ein Teil der Kommunalverwaltung, eine Bibliothek mit Kirchenbüchern sowie die bereits erwähnte Kapelle. Letztere ist nur eingeschränkt zu besichtigen, auch darf darin nicht fotografiert werden.
Die Burg selbst beherbergt das Museum für brandenburgische Kirchen- und Kulturgeschichte des Mittelalters. Das Museum kann gegen eine Gebühr von 5 € besichtigt werden. Darin ist auch die Besteigung des Bergfrieds enthalten, der jedoch auch separat besichtigt werden kann (dann für 1 € je Person). Von oben hat meinen einen tollen Ausblick über die Region, bei gutem Wetter sogar bis nach Brandenburg. Desweiteren berechtigt die Eintrittskarte zu einem kostenlosen Kaffee oder Tee im Restaurant „Burg Hotel Ziesar“ sowie binnen eines Jahres zu einem ermäßigten Eintrittspreis im Kloster Museum Lehnin, im Dom Museum in Brandenburg sowie im Paulikloster in Brandenburg.
Was mir positiv auffiel, war das sehr freundliche und engagierte Museumspersonal. Es ermöglichte auch einen Blick in den Storchenturm, der früher als Gefängnis diente und wo man später sogar noch Gerippe von Gefangenen drin fand. Wer da rein kam, kam in der Regel nicht mehr dort raus.
Wie erwähnt kann man auch den Bergfried besteigen. Hier sollte man vorsichtig sein, die oberen beiden Treppenabsätze sind sehr steil. Kinder sollte man möglichst nicht alleine dort hoch und runter lassen. Der Aufstieg lohnt sich aber auf jeden Fall!
Das Museum sollte man sich auf jeden Fall anschauen. Inklusive Besichtigung der Kapelle und dem Aufstieg zum Bergfried sollte man so um die 90 Minuten durchaus einplanen. Wer also vielleicht eine längere Autobahnfahrt macht, hat hier die ideale Gelegenheit mal Pause zu machen, sich die Füsse zu vertreten, frische Luft zu schnappen und zugleich auch noch etwas Neues kennenzulernen.
Das Museum braucht auch jeden Besucher, reichen doch die Einnahmen aus dem Verkauf von Eintrittskarten gerade mal um rund die Hälfte der laufenden Kosten zu decken. Für Berliner ist Ziesar zudem auch nur einen Katzensprung entfernt und bietet die Möglichkeit mal raus aus der Hektik der Großstadt zu kommen, Natur und Historie zu erleben.